Montag bin ich erwacht. Hab den Blick nach draußen schweifen lassen und tief eingeatmet. Nicht so wie man es beim Gedanken „Montag…schon wieder eine Arbeitswoche!“ tut, sondern wie man es tut, wenn man nach innen und nach außen spürt und denkt „Mmmm. Ich rieche den Schnee kommen.“
Der Schnee hat noch ein wenig auf sich warten lassen. Die Eiskristalle hatten sich noch nicht zusammengeballt. Aber die Luft hatte es schon angekündigt.
Jetzt sitze ich in meinem Schreibe-Zimmer blicke aus dem Fenster und sehe die ersten Schneeflocken dieses Winters auf die Erde fallen. Der Strandsessel steht noch draußen und will eigentlich auch nicht rein. Man könnte unter einer Decke draußen sitzen und die Schneeflocken auf die Nase tanzen lassen.
Ich mag den Winter nicht sonderlich. Aber die ersten Schneeflocken des Jahres, die liebe ich - ungemein.
Einst hat mir die Stadt einen frisch geschneiten Pfad geschenkt und ich habe die ersten sichtbaren Fußabdrücke rein gestampft. Meine Freude war groß wie die eines Kindes, das zum ersten Mal erkennt, dass es etwas erschaffen kann. Nie werde ich die Spuren vergessen, die im Schein einer schwachen Gehsteiglaterne, für kurze Zeit Zeugnis gaben über mein SEIN an einem Ort, an dem sonst so viel Menschen sind, doch in jenem Moment nur mir die Möglichkeit gegeben wurde, einen Weg zu legen.
Es gibt Umstände da führt dich das Leben an Orte oder zu Menschen und allein durch dein DASEIN veränderst du, bereicherst du oder beruhigst du. Ganz unmerklich vielleicht für dich und auch nicht bewusst bemerkt, bedankt oder bestärkt durch den anderen.
Aber so wie man den Schnee riechen kann, noch bevor er da ist, kann man vielleicht auch erspüren, was unser Anteil im Sein der anderen ist, dass die Spuren, die man legt anderen neue Wege ermöglichen.
Wer immer meinen Spuren im Schnee als nächstes folgte, wohin sie ihn auch geführt haben, sie waren nur Fortsetzung von Spuren, die jemand anderer unmerklich für mich legte. Und so sind wir verbunden, wie die Schneekristalle einer Schneeflocke.

Schneekristalle an einem Baum in Althofen (Kärnten) unter blauem Winterhimmel
sneigṵh-
indoeuropäisch für schneien, (sich) zusammenballen, zusammenkleben
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Stini (Montag, 12 Dezember 2016 21:43)
Danke für die Geschichte!
Manuela (Donnerstag, 30 November 2017 08:40)
Schön :-)))
Danke für die inspirierenden Worte!