Nama’stay-cation! Vom Bett auf die Yogamatte.

 

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich oft von meinen Yogaschülern gehört, dass sie die Pinkzebra Yogastunden vermissen, wenn sie auf Urlaub oder mal durch die Arbeit für eine Woche verhindert waren. Immer habe ich angeregt, auch zu Hause oder sonst wo auf der Welt zu üben. Meist habe ich gehört: „Ja eh. Ich hätte eh zu Hause auch können, aber da gibt’s dann so einen gemeinen Schweinehund der auftaucht und dann weiß ich nicht was genau üben...“ In meinen Spezialworkshops bekommen die Teilnehmer sogar die Übungen mit Heim, so zum Wiederholen. Doch was passiert mit diesen Zetteln?

 

Jetzt allerdings ist alles anders! 

Bei vielen ist das Nama‘Stay-cation Fieber ausgebrochen. Wie Yogaurlaub daheim fühlt sich das für einige an. Die Yogamatten oder Decken werden ausgebreitet im Wohnzimmer, in der Küche, im Arbeitszimmer, im Gästezimmer, im Schlafzimmer und sonst wo. Jetzt in der zweiten Woche unserer Zoom Yoga Einheiten sind wir auf den Yogaplatz zu sprechen gekommen. Einige probieren sich durch die Zimmer durch um den idealen Internetempfangsort herauszufinden, andere werden von Ernst Molden Balkonkonzerten im vis-à-vis Haus in ihrer Konzentration gestört und wiederum andere rücken Möbel zur Seite, weil alle im Haushalt mitmachen. 

Ich finde jetzt ist der beste Zeitpunkt gekommen, eine Yogapraxis zu Hause zu etablieren mit all den Herausforderungen, die das mit sich bringt. Denn wo genau ist dieser gute Ort zur Innenschau in den eigenen vier Wänden? 

 

Ich weiß um die Herausforderung.

Einst bewohnte ich in einer Haus WG ein mittelmäßig kleines Zimmer. Wir waren uns alle Nahe in dem Sinne als, dass 2 Zimmer Durchzugszimmer waren und 2 Zimmer so klein, dass man unmöglich eine Yogamatte zwischen Bett, Schreibtisch und Kasten ausbreiten konnte. Dann gab es noch 2 Zimmer in denen eine ruhige Yogapraxis möglich war. Eins davon bewohnte ich. Aus einer 70m2 Wohnung in ein kleines WG Zimmer zu übersiedeln war sicher bereits eine Downsizing Herausforderung der besonderen Art und das noch in Zeiten vor der Marie Kondo Methode. 

Und hätte man das Zimmer eingangs von Feng Shui Experten begutachten lassen, sie hätten wohl nie zugestimmt, dass dieser Ort für eine Yogapraxis geeignet wäre. Doch gelang es mir mein intuitives Wissen um die innere Harmonie auch nach Außen zu kehren. Man fand sie wieder in der Ausrichtung dieses Zimmers. 

Am Ende der Durchzugszimmer, also in meinem herrschte zwar Qi Stagnation, eine Wand war Außenmauer und Angriffsfläche für Naturgewalten, die andere mit Wasserleitungen durchzogen, darunter der kühle Eingangsbereich, doch bremste das mein eigenes Qi nicht. Denn jeden Morgen sprang ich aus dem Bett, rollte meine orange Yogamatte auf dem gelben Teppich aus, richtete meinen Blick in die Bäume vorm Fenster und begann meine Surya Namaskar Sonnengrußrunden, danach saß ich im Meditationssitz für einige Momente des Innenhaltens und begrüßte den Tag in stiller …. nein selten Stille, denn im Nebenzimmer übernachtete oft ein Kind. 

Schnell sprach sich unter den anderen 6 Bewohnern rum, dass es da diesen Platz im Haus gibt an dem man so gut wieder zu sich kommen kann, nach dem Stress um eine freie Herdplatte, den dreckigen rumstehenden Abwasch, dem zu kleinen Kühlschrank für seine Einkäufe, dem Mangel an Wäscheständern für seine gewaschene Wäsche, so man überhaupt dazukam die Waschmaschine leer vorzufinden,… . 

Nun so kam es, dass ich bald gefragt wurde, wann ich denn ins Büro oder zum Yogaunterricht gehe oder am Wochenende ins Burgenland fahre. Sobald ich das Haus verließ, nahm der gelbe Teppich in meinem Zimmer eine/n Mitbewohner/in auf. 

Ich habe diesen Platz gerne geteilt. Er ermöglichte Rückzug in einem Haus in dem es immer so geschäftig wuselte. Er sorgte für Beruhigung, wenn wieder die Wogen des Zusammenlebens wegen Alltagskleinigkeiten sich hochschaukelten. Er sorgte für eine klare Sicht auf Dinge, die sich nicht unseren Wünschen entsprechend einstellen wollten. Auf diesem Platz sind Tränen geflossen und auf diesem Platz am gelben Teppich haben wir auch gelacht. Es war mein Kraftort für schwierige Entscheidungen und ein Ort an dem nicht nur alte Träume begraben wurden, sondern auch neue entstanden. Nach 9 Monaten bin ich ausgezogen. Manchmal beginnt man ein neues Leben auf seiner Yogamatte daheim. 

 

Hier ein paar praktische Tipps damit du auch einen guten Yogaplatz bei dir zu Hause findest:

 

Das aller wichtigste ist, dass du den Ort magst, dich dort wohlfühlst.

Schau, dass du ausreichend Platz hast, nicht nur für die Yogamatte, sondern auch um dich darüber hinaus zu allen Seiten noch frei bewegen zu können. 

Ein ebener Boden der idealerweise nicht zu kühl ist. Hilf dir wie ich mit Teppich und Decken. 

Super wäre ein ruhiger Platz entfernt vom Straßenlärm oder sonstigen Lärmquellen. 

Auch Lichtverhältnisse sind zu berücksichtigen und sollten deiner Yogapraxis angemessen sein. Ein Platz am Fenster, der sich gut belüften lässt, wenn du herausfordernde Praxissequenzen übst oder ein kuscheliger Platz mit gedämpftem Licht oder Kerzenschein, wenn du zum Beispiel Yin Yoga praktizierst. 

Fein ist es auch wenn man mit Blick in die Natur üben kann, so wie ich einst Richtung Blätterdach von 2 alten Bäumen.

Schau, dass du alles was du zusätzlich zur Yogamatte brauchst bei dir hast: diverse Yogahilfsmitteln wie Blöcke, Bolster, Gurte, Decken, Kissen…you name it!

Manche üben gerne mit Musik andere finden Raumduft in Form von Duftkerzen und Duftölen wichtig. Ich finde weniger ist mehr. Meditation zu Kinder“musik“geschrei hat auch etwas Besonderes.

Allerdings ist sowas weit mehr zu empfehlen: Moby bietet einen gratis Download seiner Long Ambients Alben, die er eigens für seine Yoga und Meditationspraxis komponiert und aufgenommen hat. https://moby.com/la/ I’m loving it!

 

Farben, an der Wand oder von Möbelstücken, wirken auf unsere Stimmung und auf den Grad unseres geistigen Fokus genauso wie ein zu viel an elektronischen Geräten und Unordnung, wie zum Beispiel ein ungebügelter Wäscheberg. Sei dir dessen einfach bewusst und sorge deshalb für möglichst viel Klarheit in deiner Yogaumgebung und räume nach Möglichkeit alles was dich ablenkt aus dem Weg. 

 

Viele dekorieren ihren Yogaplatz mit Dingen, die sie lieben. Von spirituellen Elementen wie Mandalas und OM Zeichen über Reisemitbringsel, Fotos on Gurus, Windspielen, Naturmaterialien, … .

Ich kann dem allen was abgewinnen, wenn es nicht zu viel ist und die Dinge wirklich persönlich und mit deiner Geschichte verbunden sind. 

 

In meinem WG Zimmer hatte ich das Bild eines milde lächelnden Buddhas ans Fenster geklebt. Ich habe es in einem Buch gefunden das mir eine gute Unterstützung in einer herausfordernden Zeit war. Außerdem hatte ich auf einem Strand der südlichen Hemisphäre Muscheln und Treibholz gesammelt, diese habe ich zu einem Mobile zusammengeknüpft und ans Fenster gehängt. 

 

Als ich nach 9 Monaten mein Zimmer ausräumte, Buddha und Mobile abmontierte, war mein Rückzugsort wieder kahl und leer, doch blieb dort noch für einige Zeit die gute Energie aller praktizierenden Hausbewohner. 

 

Im Sinne der Sammlung guter Energie in deinem zu Hause, viel Freude jetzt beim Finden deines Yogaplatzes, dem Entdecken neuer Träume und Lebenskraft sowie dem mutigen Beginn eines anderen Lebens. 

 

Happy Nama’stay-cation! 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Manuela (Donnerstag, 26 März 2020)

    Ich konnte mich nie so recht mit meinem einzig möglichen Platz im Schlafzimmer abfinden. Seit Pinkzebra zu mir nach Hause gekommen ist, passt er mir und ich fühle mich da wohl. Wohler sogar als im Wohnzimmer wo ich sein kann, wenn der Ehemann sporteln geht. Letztens hat er zwar nicht mit mir mitgemacht, aber zeitgleich im Wohnzimmer seine eigene Yogapraxis durchgeführt. Das hatten wir auch noch nicht :-)